::: Die DTFB-Norm

Tecball - eines der Tischmodelle nach DTFB-Norm
Der bereits seit 1969 existierende Deutsche Tischfußball-Bund (DTFB) ist seit 2002 Mitglied der International Table Soccer Federation (ITSF). Um in den höchsten Turnier- und Spielklassen zu einer besseren sportlichen Vergleichbarkeit und zu einheitlichen Trainings- und Spielbedingungen zu kommen, hat der DTFB festgelegt, wie seine Tische beschaffen sein sollen. Über eine Tischpartnerschaft haben ITSF und DTFB Tische der Hersteller Tecball (eine Lehmacher-Unterfirma) und Leonhart für den höchstklassigen Spielbetrieb zertifiziert. Diese Tische halten bei allen Unterschieden in der Bauweise gewisse Maße und Eigenschaften so ein, dass das Spiel auf einem beliebigen zertifizierten Modell keine größeren Umstellungen erfordert.

::: Die Norm im Überblick

Der französische Bonzini-Tisch hat offensichtlich Pate gestanden - hier das erhöhte Bonzini-Tor

Interessant sind die im Hintergrund der Norm weiterklingenden Traditionen. Der seit langer Zeit bestehende DTFB hat seine historische Quelle und Hochburg im überaus traditionsreichen saarländischen Tischfußball, der fast als "Nationalsport" des Saarlandes bezeichnet werden kann. Der saarländische Tischfußball wird bis heute vorzugsweise auf dem Saarland-Kicker (nach dem Entwickler auch als "Hansberg" bezeichnet) gespielt. Dieser Tisch weist wiederum einige Gemeinsamkeiten mit dem französischen Bonzini auf - so spiegelt sich selbst im Tischfußball die wechselhafte Geschichte des Saarlandes als eines zwischen Deutschland und Frankreich immer wieder umstrittenen Herrschaftsbereiches wieder. Viele Konstruktionsmerkmale der Bonzini-/Hansberg-Tradition haben den Sprung in die DTFB-Norm des Jahres 2006 geschafft:

  • der Torwart steht auf der Linie im Tor und kann nicht neben das Tor bewegt werden
  • das Spielfeld ist entsprechend verkürzt
  • damit der Torwart dennoch um 360 Grad gedreht werden kann, ist das Tor entsprechend erhöht
  • die runde Griffform ist ebenfalls an den Saarland-Tisch angelehnt und eine klare Abkehr von den typischen mehrkantigen Soccer-Griffen

Eine weitere Folge dieser Konstruktionsmerkmale ist, dass eine spezielle Torwartstange mit entsprechend angepassten Bohrungen für die Torwartstopper und vom Soccer-Standard abweichender Gesamtlänge gebraucht wird. Balleinwurf: Nach dem ITSF- und DTFB-Regelwerk wird der Ball nicht durch einen Einwurf ins Spiel gebracht, sondern - auf dem Spielfeld liegend - von der 5er-Reihe angespielt. Tische nach DTFB-Norm können daher auf das Einwurfloch für den Balleinwurf verzichten.

::: DTFB-Norm - Maße im Eigenbau

Das Tor nach DTFB-Norm: erhöht, 20 cm breit

Worauf ist zu achten, wenn ein Tisch nach der DTFB-Norm gebaut werden soll? Die meisten der vom Soccer-Standard abweichenden Besonderheiten sind im Überblick bereits genannt worden: veränderte Torkonstruktion, verkürztes Spielfeld, spezielle Torwartstange, runde Griffe, Verzicht auf ein Balleinwurfloch. Hier die vom klassischen Soccer-Tisch abweichenden Maße im einzelnen:

  • Torbreite: 20 cm
  • Spielfeldmaß: rechnerisch 111,4 cm (Leonhart gibt 111,3 cm an) x 68 cm
  • Abstand des Torwartes von der Torwand: 3,2 cm
Verlauf der Eckanhebung bei einem Tecball
Einige Überlegungen erfordert der Verlauf der Eckenanhebung beim verkürzten Spielfeld. Zum Mitrechnen: Bei der klassischen Konstruktion mit einem 120 cm langen Spielfeld läuft die Ecke im 45-Grad-Winkel vom Torpfosten ab. Das bedeutet: 68 cm Spielfeldbreite abzüglich 20 cm Torbreite (gerundet) = 48 cm Rest. Geteilt durch 2 ergibt sich eine Strecke vom Pfosten bis zur Seitenwand von 24 cm je Ecke. Bei einem 45-Grad-Winkel endet die Ecke genau so weit im Spielfeld - also 24 cm von der Spielfeldecke entfernt irgendwo im Bereich der 2er-Stange. Auf die DTFB-Norm bezogen: Hier ist das Spielfeld 8,6 cm kürzer, mithin 4,3 cm je Seite. Also müssen von dem eben errechneten "klassischen" Wert von 24 cm für eine "normales" Spielfeld bei der DTFB-Norm noch  4,3 cm abgezogen werden. Somit hat die Ecke bei 19,7 cm an der Seitenwand auszulaufen - von der Spielfeldecke aus gemessen. - Rechenfehler bitte ich unter klaschatx@kickerbau.org mitzuteilen ;-) - Das Bild oben zeigt, dass die Eckenanhebung bei einem Abstand von ziemlich genau 16 cm von der Torwand in die 3,5 cm breite Bandenanhebung übergeht; auch mit diesen Angaben lässt sich ein Spielfeld nach DTFB-Norm sehr gut nachbauen.
Der Tecball-Griff - einen ähnlichen Griff für die DTFB-Tische gibt es auch von Leonhart
Nach der schwierigen Eckenberechnung folgen hier die detaillierten Maße der Torwartstange:
  • Gesamtlänge: 109 cm
  • 1. Bohrung (von der Griffseite aus gemessen): 37,5 cm
  • 2. Bohrung (von der Griffseite aus gemessen): 60 cm
  • 3. Bohrung (von der Griffseite aus gemessen): 82,5 cm
  • Abstand zwischen den Bohrungen: 22,5 cm

Weitere Punkte sind nicht zu beachten. Die Spielfeldoberfläche entspricht der eines normalen Soccer-Spielfeldes. Auch die Spielfeldlinien sind identisch - beim Bau wird einfach die gleiche Oberfläche wie für die klassischen Tische um einige Zentimeter gekürzt. Die Bestückung des Tisches erfolgt mit normalem Soccer-Material (Puffer, Figuren) und einem der von Tecball und Leonhart angebotenen DTFB-Griffmodelle (siehe Bild).

::: Bildgalerie

Die folgende Fotogalerie zeigt abschließend einige Bilder von Kickertischen, die nach der DTFB-Norm gebaut sind.
Einer der ersten DTFB-Tournament-Tische von Leonhart. Ober- und Unterteil sind noch - wie bei der Pate stehenden Star-Serie - über vier Schrauben auf jeder Seite zusammengefügt. Heute kommt hier statt dessen eine Schnellverriegelung zum Einsatz.
Die Trainingsausführung Leo-Sport zeigt das erhöhte Tor und die runden Griffe nach DTFB-Norm.
Noch einmal die Gestaltung des Torbereiches bei den DTFB-Modellen von Leonhart.
Blick auf die schrägen Ablenkplatten im Tor. Die Konstruktion ist beweglich gelagert, was dem Ball beim Auftreffen bereits viel von seiner Bewegungsenergie nehmen soll.
Auch der Flix Libero ist mit verkürztem Spielfeld, Torwart auf der Linie und erhöhtem Tor ein Tisch, dessen Konstruktion der DTFB-Norm folgt.
Das Tor des Flix Libero. Figuren und Griffe stammen beim Libero von Leonhart. Das Bild zeigt noch die alte Figurenausführung. Inzwischen wird auch auf dem Libero die neue Figuren-Generation verbaut.
Die Turnierausführung des Tecball.
Der Tecball-Torbereich. Viele Spieler bemängeln an der Ganzmetallkonstruktion, dass sich Pfostenschüsse wie Tore anhören; bei zurückspringenden Bällen ist daher nicht immer leicht zu beurteilen, ob der Ball im Tor war oder nicht.
Noch einmal das Tecball-Tor.
Der runde Tecball-Griff.
   
Weitere Bilder verschiedener Tecball-Versionen gibt es im Foto-Album bei den Tischen des Herstellers Lehmacher.