::: Restaurierung eines alten Turniersiegers

Viele alte Kickertische gammeln in Garagen oder Schuppen vor sich hin. Die Holzbeschichtung blättert ab, die Metallteile rosten, die Figuren sind total verdreckt. Originalteile sind durch billiges Material ersetzt - oder bleiben einfach kaputt. Dabei haben gerade diese alten Kickertische mit ihrer Vergangenheit, die an so vielen Stellen ablesbar ist, ihren ganz eigenen Charme. Wie das hier vorgestellte Projekt zeigt, lohnt es sich daher unbedingt, einen alten Kickertisch vor dem Sperrmüll zu retten und schön wieder herzurichten. Der Lohn der Mühe kann ein Schmuckstück sein, das seinesgleichen sucht.

::: Die Ausgangslage

Wie alt ist eigentlich so ein Tisch? Bei Leonhart-Geräten ist diese Frage eigentlich recht leicht zu beantworten. Denn jeder einzelne dieser Tische trägt eine Serien-Nummer, anhand derer Leonhart das Auslieferungsdatum feststellen kann. Zu dem hier dokumentierten Tisch teilte Leonhart mit, dass er am 29. Juni 1972 an eine Gaststätte in Coesfeld geliefert wurde - also eine Stadt im nordrhein-westfälischen Münsterland. - Im Laufe der Jahre macht ein Kickertisch natürlich eine Menge mit. Dieser Turniersieger stand kurz vor einer Verschrottung im Sperrmüll - und besonders liebevoll war er in den letzten Jahren ganz bestimmt nicht gepflegt worden, wie die folgenden Bilder zeigen.

Die Firma Leonhart war so freundlich, ergänzend den nebenstehenden Auszug aus einem Prospekt von 1970 zur Verfügung zu stellen. Der Ausschnitt zeigt einen dem hier restaurierten Modell sehr ähnlichen Turniersieger dieser Zeit. - Nebenbei erfahren wir, dass es den Deutschen Tischfußballbund schon damals gab und die ebenfalls bereits damals ausgetragenen Deutschen Meisterschaften auf dem Turniersieger gespielt wurden - ein interessantes Dokument zur Tischfußballgeschichte.

::: Anbauteile richten

Die Anbauteile sind bei alten Kickertischen oft in sehr unterschiedlichem Zustand. Manches lässt sich retten und mit viel oder wenig Mühe fast in den Neuzustand versetzen. Andere Bauteile wiederum sind einfach kaputt und müssen ersetzt werden. Hier fangen die Probleme schon an. Denn selbst die farbig bemalten Turniersieger-Figuren gibt es heute nicht mehr als Original-Figuren nachzukaufen. Was bleibt, ist der Versuch, über Ebay oder andere Quellen und viele E-Mails und Telefonate gebrauchte Figuren in der benötigten Stückzahl aufzutreiben. Bei diesem Projekt ist das gelungen. Metallteile lassen sich in der Regel entrosten und polieren und sehen dann wieder gut aus. Ein Schmankerl aus der Trickkiste: Die Schrauben wurden eine Woche lang in Coca-Cola eingelegt und dann mit Poliervlies behandelt - der optische Unterschied spricht für sich! Bei den Stangenlagern blieb leider nichts anderes übrig, als die ursprünglich weißen Lager gegen die schwarzen Lager von heute auszutauschen, da weiße Leonhart-Lager nicht mehr erhältlich sind.

::: Arbeiten am Korpus

Die Leonhart-Tische werden bis heute aus Tischlerplatte gebaut, die mit einem HPL (High Pressure Laminate - wie z. B. Resopal) beschichtet wird. Während Holzteile einfach an- oder abgeschliffen und neu lackiert werden können, ist das Flicken einer solchen HPL-Beschichtung schon aufwändiger. Bei diesem Restaurierungsprojekt wurden Löcher mit Stabilit Express beigespachtelt und anschließend geschliffen. Lose Stellen der Beschichtung wurden mit normalem Holzleim wieder angeleimt. Der Korpus wurde anschließend mit einem Farblack flächendeckend überlackiert - das aber so dünn, dass das ursprüngliche Dekor durch die neue Lackschicht hindurch sichtbar blieb. So konnte die originale Anmutung des typischen 70er-Jahre-Dekors erhalten bleiben.

::: Die Überarbeitung des Spielfeldes

Das Spielfeld wurde einfach nur gesäubert. Für die Ecken- und Bandenanhebungen wurden anschließend die Original-Bauteile wiederverwandt.

::: Das Ergebnis

Ohne Zweifel: Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Ein alter Turniersieger mit einem ganz eigenen Charme dank seiner Geschichte und der Farben und Materialien, die es heute zum Teil in identischer Form gar nicht mehr gibt.