::: Restaurierung eines Schmitz-&-Gerdes-Modells aus den 1960er Jahren

Schmitz & Gerdes - Arena Match - ein echter Oldtiner-Kickertisch aus den 60er Jahren

Auf dieser Seite wird die Restaurierung eines Oldtimer-Kickertisches aus den 60er Jahren vorgestellt. Der Kölner Hersteller Schmitz & Gerdes war zur damaligen Zeit ziemlich bekannt und lieferte neben anderen Unterhaltungsautomaten auch eine ganze Reihe verschiedener Kickertisch-Modelle. Heute ist die Firma in der Kicker-Szene längst vergessen - aber manchmal taucht doch noch der eine oder andere Tisch des Herstellers auf irgendeinem staubigen Dachboden auf und wartet darauf, zu neuem Leben erweckt zu werden.

::: Hätten Sie diesen Tisch gekauft? - Die Ausgangslage und das Ergebnis

Ein verführerisches Angebot?

Für ganz kleines Geld wurde der Tisch bei Ebay ersteigert. Eigentlich ging es nur darum, das Zubehör zu bekommen - und tatsächlich kann man beim Betrachten der Bilder nachvollziehen, dass der vollständig mit weißer Farbe zugekleisterte Korpus wenig Lust machte, Zeit und Engagement zu investieren. Am liebsten, so Restaurator Frank, hätte er den Tisch nach dem Abholen sofort am nächsten Autobahnparkplatz wieder ausgesetzt. Das ging natürlich nicht - und so landete er dann doch in der heimischen Garage.

Aus dem Ebay-Angebot: Eigentlich wurde der Tisch nur wegen der Zubehörteile ersteigert.
Detail: Selbst die Figuren waren mit der gleichen Farbe "zugeschmiert" wie der Rest des Tisches.
Plaketten und Anschraubelemente vom Korpus - ganz im Stil der 60er Jahre.
Noch mehr Anbauteile. Eine der Holzfiguren ist bereits abgeschliffen, um sie für die Figurensammlung aufzubereiten.
Der Korpus nach der Restaurierung

Ungefähr 100 Arbeitsstunden später kann man nur sagen: der Einsatz hat sich gelohnt. Natürlich ist dank Glasspielfeld, aufgesetzten Ecken- und Bandenrampen und passend zur Tischoptik ausgewählten Figuren aus dem Tisch kein "moderner" Soccer-Tisch geworden, wie er in der Kicker-Szene heute leider fast nur noch gesucht wird. Aber ein optischer Leckerbissen ist der alte Tisch mit seinem 60er-Jahre-Design allemal. Und das Spielen kann auch auf diesem Tisch ohne Zweifel Spaß machen und dazu herausfordern, das ungewohnte Material zu beherrschen!

Nach der Restaurierung: Ballentnahme und Kassenschublade.
Ein Blick über das Spielfeld - für die Foto-Session wurden hier Holzfiguren auf die Stangen geschoben.
Das Tor - für heutige Verhältnisse sehr klein und eng.
Der komplette Tisch; hier die Seite ohne Ballausgabe.
Der Tisch im Endzustand. Montiert wurden nun einfache Kunststoff-Figuren, die aber in Farbe und Form recht authentisch zum Tischstil passen.
Blick über das Spielfeld.
Ein echter Hingucker ist aus dem alten Tisch geworden.

::: Eindrücke von der Restaurierung

Der aufgeklappte Tisch nach der Restaurierung

Bei der Restaurierung des Tisches gab es diesmal drei Schwerpunkte: Der Korpus war von den Unmengen weißer Farbe zu befreien und wieder in einen ansehnlichen Zustand zu versetzen. Dann war den zum Teil ebenfalls überlackierten und zum Teil verrosteten Metallteilen zu neuem Glanz zu verhelfen. Und schließlich war die Geräte-Technik wieder instand zu setzen - dabei war für manche Lösung aus alten Tagen zu überlegen, wie durch modernes Material Ersatz geschaffen werden konnte. Die folgenden Bilder zeigen Franks Lösungen. - Gleichzeitig erhalten wir einen Eindruck davon, wie damals Kickertische konstruiert wurden.

Eine der demontierten Seitenwände - die weiße Farbe muss zumindest angeschliffen werden, bis die Oberfläche wieder einigermaßen glatt ist.
Die Innenseite des Oberteils - ebenfalls über und über mit der weißen Farbe verschandelt.
Noch einmal das Oberteil.
Das Oberteil von außen. Die überstehende Abdeckung der Oberkante ist gerissen. Hier wurde später aus Sperrholz eine ganz neue Abdeckung gebaut.
Eine der Spielfeldecken mit ihren Eckenrampen von unten gesehen.
Hier ist die obere Abdeckung des Torkastens abgenommen. Schön zu erkennen: die Prallbrettkonstruktion im Torinnenraum.
Die Spielfeldecke nach Entfernung der Eckenrampe. Sichtbar wird eine verbreitete Konstruktion: Die Rampe wird unter einer entsprechenden Fräsung im Oberteil montiert.
Das Prallbrett im Torinnenraum aus der Nähe.
Blick auf das demontierte Unterteil.
Hier ist normalerweise der Münzer montiert. Schön zu erkennen ist der Schacht, durch den die Münzen in die unter dem Tisch montierte Kassenschublade fallen.
Hier wird die Verlängerung der Kastenbeine in das Unterteil geschoben und mit ihm verschraubt.
Alles ausgebaut: Nun kann die weiße Farbe so weit wie möglich entfernt werden.
Die Innenbanden wurden mit einem dünnen Sperrholz neu belegt.
Noch einmal die neue Beschichtung der Innenbanden.
Die Außenseite des Oberteils ist so weit abgeschliffen, dass sie neu lackiert werden kann.
Eine der Holzecken aus der Nähe.
Zunächst war eine rote Lackierung geplant. Nachdem schon zu diesem Zeitpunkt ein Interessent für den fertigen Tisch gefunden war, wurde auf dessen Wunsch auf die blaue Farbe umgeschwenkt. (So sind sie, die Schalke-Fans ;-))
Eine der aus Sperrholz neu angefertigten Eckenrampen.
Ecken- und Bandenrampe.
Und die Ecken- und Bandenrampe, diesmal mit der Sicht auf die Oberseite.
Hier ein Blick auf die kompletten Ecken- und Bandenrampen mit eingebautem Glasspielfeld.
Ein Blick auf den Torbereich, die Bandenverkleidung und die Ecken- und Bandenrampen.
Hier das Loch der alten Lager.
Um handelsübliche neue Lager einbauen zu können, mussten die Lagerlöcher auf das passende Maß reduziert werden. Dazu dienten selbstgedrehte Kunststoffringe.
Das Maß der Ringe war so gewählt, dass die neuen Lager genau in die Ringe und die Ringe genau in die Bohrungen in den Seitenwänden hineinpassten.
Die alte Ballklappe, sandgestrahlt und so in neuem Glanz.
Die Ballklappe von der anderen Seite.
Die alten Blechrosetten wurden ebenfalls sandgestrahlt und dann an der Innenseite der Lagerbohrungen montiert - optisch ein echter Hingucker!
Die Frontplatte des Münzers mit dem Schmitz-&-Gerdes-Logo, ebenfalls vom Schmutz der Jahrzehnte befreit.
Die Beine - hier im unrestaurierten Zustand mit viel weißer Farbe.
Eines der Beine abgeschliffen und mit abgenommenem Fuß.
Und die Beine im restaurierten Zustand. Die holzfarbenen Zwischenteile wurden zwischen alte Füße und Beine gesetzt, um dem Tisch eine akzeptable Spielhöhe zu geben - man sieht also, wie niedrig der Tisch im Vergleich zu heutigen Geräten war.
Der Rahmen der Ballausgabe.
Hier der komplette Ballausgabekasten im restaurierten Zustand.
Der Ballausgabekasten am Tisch montiert.
Die Kassenschublade von vorne. Das Loch ist nicht etwa ein Griffloch, sondern eine Bohrung für die Montage eines Schlosses - anders wäre eine Kasse nicht sehr sinnvoll.
Die Kassenschublade von der Seite.
Die Kassenschublade von hinten. Auch hier ist wieder das Logo des Herstellers zu sehen.
Eines der Beine.
Ein Blick auf das Spielfeld des fertigen Tisches.
Ecken- und Bandenrampen, die Lagerrosetten, die Abdeckung der Oberkanten - alles vermittelt den Eindruck eines "Vintage"-Tisches.
Ein weiterer Blick über das Spielfeld.
Die Seite mit Ballausgabe und der - hier etwas herausgezogenen - Kassenschublade.
Das Bedienfeld des Münzers. Ein Spiel kostet hier noch 2 x 10 Pfennig - schöne alte Zeiten!
Ein Blick in den aufgeklappten Tisch - klassisch konstruiert wie alle Kickertische dieser Bauart.
Blick auf die Beinbefestigung.
Blick auf die Spielfeldbefestigung und in den Torkastenbereich des Oberteils.
Blick auf die Prallbrettkonstruktion im Oberteil.
Die Eckverbindung des Oberteils.
Ein letzter Blick auf die Spielfeldbefestigung.
   

::: Technische Lösungen Anno dazumal

Das am und im Tisch vorgefundene Material gibt uns einige schöne Eindrücke in die Technik der damaligen Zeit.

Die alten Lager: Sie bestanden aus dünnen Kunststoffringen, die mit einer zusätzlichen Gummiummantelung in einfache Fräsungen in den Seitenwänden eingelegt wurden.
Lager und Gummiring einzeln abgebildet. Die Gummiringe sind im Laufe der Zeit sehr porös geworden und haben sich fast aufgelöst.
Zur Abdeckung und Fixierung der Lager waren einfache Blechrosetten an der Seitenwand angeschraubt. Eine Filzauflage zwischen Rosette und Lagerteilen sorgte zusätzlich dafür, dass die ganze Konstruktion einigermaßen in der richtigen Position fixiert blieb.
Einer der alten Torzähler.
Und der Torzähler von der Rückseite.
Die Teile des Münzers.
Der Münzer im montierten Zustand.
Zwei der alten Holzfiguren, abgeschliffen und neu lackiert. In der Form weichen die Figuren deutlich von den sonst bekannten Holzfiguren ab. Auf alten Prospekten kann man aber erkennen, dass die Schmitz-&-Gerdes-Tische tatsächlich mit solchen Figuren ausgestattet waren.
Auch die Münzmechanik entsprich im Großen und Ganzen dem Standard aller Tische dieser Bauart.
Noch einmal die Münzmechanik.
Ursprünglich folgte die Mechanik der typischen Bauart aller Hersteller mit einer Wippe, die in eine Kerbe der Auslösestange greift und so den Zug bzw. Schub an der Auslösestange freigibt oder sperrt. Diese Teile der Mechanik fehlen hier, so dass der Tisch auf Freispiel eingestellt ist.
Noch eimal ein Blick auf die Ballauslösung. Die Bälle laufen von oben unter das gewölbte Blech, wo sie aufgehalten werden.
Beim Zug an der Ballauslösung wird das Blech so gedreht, dass die Bälle nach unten in de Ballausgabe durchfallen können.
Und ein abschließender Blick auf die Auslösemechanik.